Mehr als zwei Jahre nach ihrer "Inner Zone Journey" bringen X-Marks The Pedwalk ihr neues Werk unter dem etwas sperrigen Namen "The Sun, The Cold And My Underwater Fear" an den Start. Fest steht, dass die Entwicklung der Band eine musikalische Reise abseits ihrer Wurzeln im klassischen EBM bleibt. Allerdings lohnt es sich, genauer hinzuhören, wenn man nicht auf diese eine Stilrichtung festgelegt ist.
Der Opener "You Are Gone" rückt eine leidvoll klingende Abschiedsballade gleich an den Anfang. Reichlich angefüllt mit zerrenden Sounds und sphärisch vorgetragen von Estefania stellt sich damit ein düsterer Ersteindruck ein.
Danach aber geht es zur Sache. "Don't Lie To Me", "The Day I Start To Die" sowie das deutlich nach Dancefloor klingende "The Side Of The Wrong" reißen den Hörer aus seiner Agonie und erzeugen anhaltendes, rhythmisches Fußwippen. Die drei Stücke bewegen sich zwischen 118 und 130 Beats pro Minute, sind aber jedes für sich dicht und anspruchsvoll instrumentiert und eigenständig.
"Nightfall" und der Titelsong "The Sun, The Cold, My Underwater Fear" zeigen deutlich das stimmliche Potenzial von Estefania, den Hörer in melancholische Tiefen mitzunehmen. Bei "Nightfall" wird sie begleitet von XMTP-Mastermind Sevren Ni-Arb, was als Duett hervorragend funktioniert. Beim Titeltrack steht ihre fast klagende Interpretation im Wechselspiel mit beinahe poppig klingendem, überraschend zügigen Elektrosound. Der Song hat eine Melodie, die im Gedächtnis bliebt und seine Stimmung noch lange nachhallen lässt.
Mit "Fallen Angel" folgt ein weiterer Wechsel zu treibenden, aber dennoch melodischen Beats. Spätestens hier wird der Unterschied zum Vorgängeralbum deutlich. Diesmal wollen XMTP auch druckvoll nach vorne treiben. Das macht die Songauswahl insgesamt sehr vielseitig, wobei der Höhepunkt dieses Anspruchs noch nicht erreicht ist.
"Electric Summer" und "Tormented Skin" bilden eine Einheit. Fernab von einem sonnigen Tingeltangel erzählt Ersteres die Geschichte über eine Nacht im elektrischen Sommer aus der Perspektive von Sevren Ni-Arb, während Letzteres die rhythmische Struktur unverändert fortsetzt und in einen instrumentalen Epilog trägt.
Es folgt mit "No!" abermals ein Aufschwung in höhere Temporegionen als Vorbereitung auf das große Finale. Doch auch diesmal bleibt die Grundstimmung des Songs erfrischend weit von den ausgetretenen Mustern mainstream-tauglicher Dance-Produktionen entfernt. Der Sound von XMTP bleibt eigenständig und auf hohem Niveau.
Auch "Run! Run! Mary!" ist dieser Linie treu, wobei man hier fast so etwas wie eine Erinnerung an alte XMTP-Zeiten hört. Anleihen an typische EBM-Sounds beim Beat und bei den rhythmischen Klangelementen sind dabei sicher nicht nur Zufall. Dieses Stück geht richtig nach vorne und hat das Potenzial, ein Dauerbrenner in den Ohren und Füßen des Tanzvolks zu werden.
Was noch folgt ist sozusagen der Ausklang des Albums. Mit "MKK.2" schließt sich eine über acht Minuten lange, instrumentale Komposition aus synthetischer Rhythmik durchbrochen von sphärischen Zwischenspielen an. Den Schlusspunkt findet XMTP mit "A.I.C.S.I.N.", einem abermals textlosen, ätherisch getragenen Finale, an dessen Ende Sevren Ni-Arb dem Hörer noch ein einzelnes "No!" mit auf den Weg gibt. Steht der Titel etwa für "All I Can Say Is No"?
Fazit:
Das Album driftet niemals ab in poppigen Kitsch oder Hau-Drauf-Elektro. Es bleibt immer subtil und unterschwellig, anspruchsvoll instrumentiert und leidenschaftlich vorgetragen, intelligent komponiert und kunstvoll inszeniert. XMTP stoßen in dieser Qualität den klassischen EBMer selbstverständlich auch diesmal vor den Kopf, liefern aber allen anderen eine sehr willkommene Abwechslung vom Elektro-Einheitsbrei.
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